Klinikum Winnenden leistet mit neuer Erstversorgungseinheit Soforthilfe für Babys
Zwei Dinge sind wichtig, damit Babys fit ins Leben starten können: Sie werden über die Nabelschnur lange genug mit allem versorgt, was ihre Mütter ihnen Gutes mit auf den Weg geben können – und bekommen gleichzeitig beste medizinische Betreuung. Diese Traumkombi aus Natur und HighTech bietet jetzt das Winnender Rems-Murr-Klinikum dank einer innovativen Erstversorgungseinheit für Früh- und Neugeborene.
Deren Name „Concord Neonatal“ erinnert an Überschallflugzeuge, doch dahinter steckt eine nicht minder geniale Erfindung für die Kindergesundheit. Sie spielt mit dem englischen Wort „cord“ (Nabelschnur) und nutzt eine alte Erkenntnis: „Bereits 1801 wusste der Arzt und Naturforscher Erasmus Darwin, dass es aus vielerlei Gründen schädlich für Babys ist, wenn sie zu früh abgenabelt werden“, sagt Klinik-Oberärztin Dr. Janaina Rauch. Sie dankt bei der Einweihung der Concord im Namen ihrer neugeborenen Schützlinge den Menschen, die diese Investition unterstützen: Landrat Dr. Richard Sigel, Aufsichtsratsvorsitzender der Rems-Murr-Kliniken, Klinik-Geschäftsführer André Mertel sowie Robert Mayr und Michael von Winning, den Vorständen der Waiblinger Eva Mayr-Stihl Stiftung und Förderern der Erstversorgungseinheit.
„Als eine von nur zwei Kliniken in der Region können wir Neugeborene jetzt bereits an der Nabelschnur medizinisch versorgen“, sagt Dr. Rauch und nennt die wichtigsten Vorteile dieser Methode: „Atmung, Blutdruck, Sauerstoffsättigung im Blut und Herzfrequenz verbessern sich, das Baby bekommt einen optimalen Eisenspeicher für die ersten Lebensmonate. Sogar mittel- und langfristig entwickeln sich Gesundheit und Gehirnleistung positiv. So konnte man bei Vierjährigen noch nachweisen, dass sie neurologisch gesünder sind, wenn sie nach der Geburt später abgenabelt wurden.“ Später heißt: Die Nabelschnur wird im Zeitraum von mindestens drei Minuten bis bestenfalls sechs bis acht Minuten nach der Geburt durchtrennt. „So lange dauert es, bis die volle Blutmenge inklusive Inhaltsstoffen von der Mutter auf das Baby übergegangen ist. In dieser Zeit bleibt das Kind nah bei der Mutter, was psychologisch wichtig ist und die Beziehung stärkt. Trotzdem können wir sofort das nötige Behandlungsprogramm beginnen.“
Für Landrat Dr. Sigel ist diese Methode ein weiterer Meilenstein in der Versorgung der Kleinsten, für die er sich im Rems-Murr-Kreis persönlich stark macht – zuletzt mit einem Appell der baden-württembergischen Landräte, die sich für den Erhalt der Perinatalzentren im Land einsetzen. „Unser Winnender Perinatalzentrum Level 1, in dem die Geburtshilfe und die Kinderklinik wirklich Tür an Tür auf höchstem Niveau zusammenarbeiten, ist seit 2014 eine unverzichtbare Einrichtung für die Familien im Kreis. Umso wichtiger ist es, dass wir zusätzlich zum hohen Aufwand, den Ärztinnen, Ärzte, Hebammen und Pflegekräfte hier im Klinikum tagtäglich und individuell für jedes Kind leisten, auch immer wieder neue Zeichen setzen. Denn mit solchen sinnvollen und zukunftsweisenden Methoden unterstreichen wir die regionale Bedeutung unseres Perinatalzentrums ganz klar: Es ist ein elementarer Vorteil, dass wir solche Angebote auch weiterhin wohnortnah machen können.“
Auch der Geschäftsführer der Rems-Murr-Kliniken, André Mertel, ist stolz auf das hochmotivierte Team im Perinatalzentrum, das Projekte wie die Erstversorgungseinheit mit viel Engagement angeht. „Mit Auswahl, Anschaffung und Installation eines Geräts ist es ja noch nicht getan. Es geht vor allem auch darum, die entsprechenden Abläufe zu etablieren und das Team fachlich zu schulen. Deshalb freue ich mich und danke Frau Dr. Rauch herzlich, dass sie mit ihren Kolleginnen und Kollegen immer wieder nach solchen innovativen Möglichkeiten Ausschau hält, mit denen wir die Versorgung der Mütter und Neugeborenen weiter verbessern können. Davon profitiert die Gesundheit der besonders empfindlichen Frühgeborenen, und die Vorteile kommen gleichzeitig bei Bedarf allen anderen Babys zugute, die hier bei uns in Winnenden geboren werden.“
Bei Früh- und Kaiserschnittgeburten können die Vorteile der Erstversorgungseinheit sogar überlebenswichtig sein. Sobald sich ein solches Risikobaby ankündigt, macht das Team im Perinatalzentrum deshalb binnen fünf Minuten die Concord startklar. Sie sieht aus wie ein großer, technisch ausgefeilter mobiler Wickeltisch, beinhaltet unter anderem ein Beatmungsgerät, eine Absauganlage, einen Wärmestrahler gegen Unterkühlung sowie Überwachungsmonitore.
Die Erstversorgungseinheit wurde mit 48.000 Euro aus Mitteln der Eva Mayr-Stihl Stiftung angeschafft, die regelmäßig Projekte in der Kindermedizin des Rems-Murr-Klinikums fördert. Dazu gehören eine Studie zu den Auswirkungen der Frühgeburtlichkeit auf Herz und Lunge, der Aufbau der sozialpädiatrischen Nachsorge "Bunter Kreis Rems-Murr" oder die Anschaffung von Geräten zum PCR-Schnelltest. Zuletzt hat die Stiftung in Winnenden den Neubau der Milchküche unterstützt, um die steigende Nachfrage nach Spendermilch in der hiesigen Frauenmilchbank bedienen zu können. Robert Mayr, Vorstandsvorsitzender der Eva Mayr-Stihl Stiftung, ist wieder einmal beeindruckt von den Leistungen und Angeboten des Perinatalzentrums der Rems-Murr-Klinikums: „Außerordentlich, was Frau Dr. Rauch und ihr Team hier leisten. Da fällt es nicht schwer, unsere Unterstützung auch für weitere Projekte anzubieten.“
Kontakt zum Perinatalzentrum im Rems-Murr-Klinikum
Informationen zum Winnender Perinatalzentrum Level 1 und die wichtigsten Ansprechparterinnen finden Sie unter https://www.rems-murr-kliniken.de/medizin/winnenden/neonatologie.html
Weitere Informationen zu den Rems-Murr-Kliniken gibt es im Internet auf www.rems-murr-kliniken.de und auf dem eigenen Youtube-Kanal. Dort finden sich spannende Videos zu den modernen Behandlungsmethoden an beiden Klinikstandorten.