Waiblinger Papierkunststipendium: in memoriam Renate Reichert
In diesem Jahr startete ein neues Programm in der Galerie Stihl Waiblingen: Alle zwei Jahre arbeitet ein international renommierter Künstler oder eine Künstlerin vor Ort in der Galerie als Hauptstipendiat und betreut dabei Nachwuchsstipendiatinnen und -stipendiaten, die sich aus der ganzen Welt bewerben können. Der erste Durchgang mit KHADIJA EL ABYAD, VALENTINE GARDIENNET, NELE HENDRIKJE SANDNER unter der Anleitung von Prof. Katrin Ströbel hat die vierwöchige Werkphase abgeschlossen; jetzt kann die Ausstellung bis Mitte Oktober besucht werden.
Ermöglicht wird das neue Programm aus Mitteln, die Renate Reichert der Eva Mayr-Stihl Stiftung hinterlassen hatte – mit der Auflage, sie „zur Förderung zeitgenössischer Künstler, zur Förderung des künstlerischen Nachwuchses und zur Durchführung von Ausstellungen für solch junge Talente einzusetzen“. In Zusammenarbeit mit der Stadt Waiblingen, insbesondere der Galerie, entstand aus diesem Auftrag das Konzept für das Papierkunststipendium.
Renate Reicherts Tod hatte großes Aufsehen erregt. Sie war 77-jährig am helllichten Tag auf offener Straße im Stuttgarter Westen von einem Mann zufällig niedergestochen und getötet worden, der sich seit Längerem in psychiatrischer Behandlung befand. Ihr substanzieller Nachlass ging in unterschiedlich großen Teilen an verschiedene Organisationen und Stiftungen; mit rund 550.000 Euro erhielt die Eva Mayr-Stihl Stiftung einen kleineren Teil. Damit werden voraussichtlich mindestens drei Durchläufe des Programms möglich sein.
Warum sich Frau Reichert für die Eva Mayr-Stihl Stiftung entschied, kann heute nicht mehr nachvollzogen werden. Recherchen der Stiftung ergaben, dass sie sehr aktiv, freundlich und mitreißend auftrat, Wert auf Etikette und ein gepflegtes Äußeres legte, vieler Sprachen mächtig war, gern Vernissagen und Ausstellungen besuchte und schöne Dinge sammelte. Mit dem Papierkunststipendium sollen ihr Andenken bewahrt, junge Menschen eine wertvolle Möglichkeit zur Qualifikation und Weiterentwicklung erhalten und die Waiblinger Kulturlandschaft um ein weiteres Highlight ergänzt werden.
