Medizin
Kinderherzen-Studie zu Herz OPs
Herzkinder haben inzwischen dank der Medizinforschung die Chance, ein weitgehend gesundes Leben zu führen. Umso wichtiger ist es herauszufinden, wie die frühen Herzoperationen sich auf ihre Zukunft auswirken. Da die Überlebenschancen von Neugeborenen mit komplexen, angeborenen Herzfehlern sich in den letzten Jahren deutlich erhöht haben und glücklicherweise bei mehr als 90 Prozent liegen, wird es immer wichtiger, auch die Lebensqualität der herzkranken kleinen Patienten zu betrachten, eventuelle Spätfolgen und Entwicklungsverzögerungen aufzudecken und zu untersuchen sowie Maßnahmen zu entwickeln, um diese künftig weitestgehend zu vermeiden oder zumindest zu mildern.
Kinder, die nur mit einer Herzkammer zur Welt kommen, müssen schon sehr früh operiert werden. Die Kinderherzchirurgen benötigen insgesamt drei Operationen, um ihr winziges Herz neu aufzubauen. Nur so können sie das Leben dieser Kinder retten. Doch die aufwendigen Operationen bergen Risiken für die spätere körperliche und geistige Entwicklung der Herzkinder: Lange Beatmungszeiten, mehrwöchige Klinikaufenthalte, wiederholte Operationen und Herzkatheter-Untersuchungen können unter anderem das Wachstum des Gehirns verändern.
Die kinderherzen haben dazu bereits geforscht. Eine erfolgreich abgeschlossene Studie ergab, dass zwei- bis dreijährige Herzkinder sich überwiegend gut entwickeln. Dennoch sind bei einigen Kindern Sprache, Motorik und Wahrnehmungsfähigkeit eingeschränkt. Im Hirn-MRT zeigten 36 Prozent der untersuchten Kinder auffällige Befunde. In der Studie von 2012 bis 2015 fiel außerdem auf, dass Kinder, die bereits wenige Lebenstage nach ihrer Geburt an der Herzlungenmaschine operiert wurden, mit 2-3 Jahren ein geringeres Hirnvolumen der zentralen grauen und weißen Substanz hatten, als Kinder, die bei der Operation vier bis sechs Monate alt waren.
Inzwischen haben die Herzkinder der ersten Studie das Grundschulalter erreicht. Die kinderherzen möchten in einer Folgestudie herausfinden, wie die Kinder sich weiter entwickeln. Verändern sich die Hirnauffälligkeiten? Wirkt sich das geringere Hirnvolumen negativ aus? Diesen Fragen geht das Forschungsteam des Universitätsklinikums Gießen und Marburg in Kooperation mit dem Kinderherzzentrum am Universitätskinderspital Zürich
nach.
kinderherzen Experten PD Dr. med. Bettina Reich und Prof. Dr. Walter Knirsch: „Viele komplexe Herzfehler lassen sich heute schrittweise operieren - mit wachsenden Überlebensraten. Daher rückt die Suche nach Schutzmechanismen für die Entwicklung des kindlichen Gehirns ins Zentrum unserer Forschung. Wir wollen die Chancen für eine gute Entwicklung und Lebensqualität von Kindern mit Herzfehlern verbessern. Damit sie möglichst unbeschwert aufwachsen können."