Wissenschaft & Forschung
Stiftungsprofessur für Wald- und Forstgeschichte
Prof. Dr. Uwe Eduard Schmidt ist Inhaber der Stiftungsprofessur für Wald- und Forstgeschichte an der Universität Freiburg, die von der Eva Mayr-Stihl Stiftung mit initiiert und über 10 Jahre finanziell unterstützt wurde. Nach Ablauf der 10 Jahre wurde der Posten in eine ordentliche Professur mit öffentlicher Finanzierung überführt. Was kann man sich unter „Wald- und Forstgeschichte“ vorstellen? Waldgeschichte betrachtet die Entwicklung des Waldes mit seinen natürlichen Einflussfaktoren wie Klima oder Standort ohne Einwirkung des Menschen.
Forstgeschichte bildet die Beziehung von Wald und Mensch ab. Die Forstgeschichte untersucht, wie der Mensch auf den Wald eingewirkt hat und wie er ihn geformt oder bewirtschaftet hat. Prof. Schmidt fasst zusammen: "Will man heute eine Gesellschaft kennenlernen, geht man in den Wald. Die Studierenden lernen zunächst das Leitbild der forstgeschichtlichen Lehre kennen: Der Wald ist mit einem Wanderer durch die Zeit vergleichbar – er wurde in der Vergangenheit begründet und wächst in die Zukunft. Wir begleiten ihn in unserer Lebenszeit nur ein kleines Stück, fragen ihn nach seiner Herkunft und weisen ihm die Zukunft." Für die künftige Forstwirtschaft kann man die Erfahrungen nutzen, aus den Fehlern der Vergangenheit lernen und hoffen, die richtigen Lösungsansätze zu finden. Denn die Entscheidungen, die der Mensch heute trifft, beeinflussen den Wald für die nächsten Jahrhunderte. "Wald- und Forstgeschichte hat großen Praxisbezug, wir stochern nicht in der Geschichte herum, sondern versuchen, gezielt Informationen mit Zukunftsrelevanz zu finden", führt Schmidt aus. Der Wald erfüllt verschiedene Funktionen, die sich mit den Ansprüchen der Gesellschaft verändern. Heute sind das vornehmlich die stoffliche und energetische Holznutzung, seine Erholungsfunktion, die Schutzfunktion für Boden, Wasser und Luft sowie die ökologische Funktion zur Erhaltung der Artenvielfalt. Für die Zukunft sieht Schmidt große Herausforderungen: "Der Wald leidet unter dem Klimawandel. Mit seinen derzeitigen Baumarten ist er für den prognostizierten Temperaturanstieg nicht optimal gerüstet. Die geschichtliche Analyse zeigt, dass der Wald wesentlich längere Zeiträume braucht, um sich an veränderte Klimabedingungen anzupassen. Wie sollen wir uns waldbaulich verhalten? Das ist nicht leicht zu beantworten. Es stellt sich die Frage, ob man durch die Pflanzung anderer Baumarten dem Wald bei seinen Anpassungsprozessen helfen kann."