„Nicht den Berg bezwinge ich, sondern das eigene Ich“
Zum 23. Mal haben die Kliniken Südostbayern am 11.11.2023 zum traditionellen Chiemgauer Intensivtag eingeladen. Der Chiemgauer Intensivtag ist eine jährliche Fortbildung für ärztliches und pflegerisches Personal auf Intensivstationen und fand dieses Jahr in den schönen Räumlichkeiten des Kulturforums Klosterkirche in Traunstein statt. Mit über 100 Teilnehmern, die sich zu verschiedenen Themen der Intensivmedizin auf den neuesten Stand bringen konnten, war die Veranstaltung wieder sehr gut besucht. Als besonderer Gast eröffnete dieses Jahr der Profibergsteiger und Extremkletterer Alexander Huber das Event mit einem Vortrag zum Thema „Die Angst Dein bester Freund“.
Wie lassen sich Erfahrungen eines Extremkletterers auf den Alltag einer Intensivstation übertragen? Mit einem bildgewaltigen Vortrag gab Alexander Huber einen Einblick in seine eigenen Erfahrungen mit der Angst, auch in den Umgang mit der Angst zu scheitern, der letztendlich die abenteuerlichen Kletter-Rekorde der "Huberbuam" erst möglich macht. „Wenn wir das was wir tun mit Begeisterung tun und diese Begeisterung in uns lebt, dann können wir richtig gut werden und Dinge vollbringen, die zunächst unmöglich scheinen“, so Alexander Huber. „Wir können nur dazu gewinnen, wenn wir Herausforderungen annehmen. Dabei das große Ganze zu sehen und offen zu bleiben für verschiedene Blickwinkel, das sei ganz entscheidend“, fährt er fort. Sein Tipp: Ängsten nicht aus dem Weg gehen, sondern sich Ihnen stellen, sich auf gefährliche Situationen durch optimales Training und Planung vorbereiten und sein Team gut kennen.
„Ein passendes Rezept für den Umgang mit Herausforderungen, die sich auch auf Intensivstationen stellen“ findet Holger Liermann, Oberarzt auf der Traunsteiner Intensivstation. Gemeinsam mit seinem Kollegen Dr. Markus Barth führt er durch das abwechslungsreiche Programm.
Nach der mitreißenden Schilderung von Alexander Huber, stellte die Psychologin M Sc. M Sc. Annika Neumann vor, wie mit einem neuartigen Projekt auf den Traunsteiner Intensivstationen, Patienten und Angehörige in der Überwindung von Ängsten unterstützt werden. Seit einem Jahr gibt es einen psychologischen Dienst, der aktuell von der Eva Mayr-Stihl Stiftung finanziert wird und großen Anklang im Klinikum findet. Anschaulich beschrieb Annika Neumann die Mechanismen der Angstentstehung und wie mit einfachen Techniken der Atmung oder mit dem Einsatz von Imagination Ängsten begegnet werden kann. Viele Intensivstationen haben bisher noch keinen psychologischen Dienst, obwohl gerade hier Patienten und Angehörige besonders schwere Lebenskrisen zu bewältigen haben und die psychologische Unterstützung dringend von der Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin e. V. (DIVI) empfohlen wird. Das Klinikum Traunstein ist deshalb auch Mitglied in einer deutschlandweiten Fachgruppe, die sich für die Aufnahme dieser Leistung in die Regelfinanzierung einsetzt.
Der nächste Chiemgauer Intensivtag findet am 16.11.2024 statt.